Papst Franziskus zieht einfaches Gästehaus dem Apostolischen Palast vor
Papst Franziskus genügt „vorerst“ die Suite 201 in der Domus Sanctae Martae, die er seit seiner Wahl bewohnt. Das gab am Dienstag Vatikansprecher Federico Lombardi bekannt. Die aktuelle Suite 201 weist im Vergleich zu dem während des Konklave bezogenen Zimmers 207 zusätzlich ein Empfangszimmer auf. Aber sie ist wie alle anderen schlicht: Parkettboden, cremefarben getünchte Wände, spärliche Möblierung. „Der Papst will ein normales gemeinschaftliches Leben mit anderen Priestern und Bischöfen ausprobieren“, erklärte Lombardi vorsichtig.
In dem fünfstöckigen, hinter der Audienzhalle gelegenem Gebäude werden persönliche Gäste des Papstes und Mitarbeiter der Kurie beherbergt. Einst als Krankenhaus um Neunzehnhundert errichtet und nach dem zweiten Weltkrieg zur Aufnahme von Flüchtlingen genutzt, wurde es schließlich 1996 mit großem Aufwand zu dem heutigen Gästehaus umgebaut. Es verfügt über 106 Miniappartements und 22 Einzelzimmer. Schwestern der Genossenschaft der Töchter der christlichen Liebe vom Hl. Vinzenz von Paul führen den Haushalt. In der Regel halten sich in der Domus etwa fünfzig Prälaten dauerhaft oder für längere Perioden auf – abgesehen von den wenigen wechselnden Besuchern. Im Speiseraum und auf den Korridoren herrscht keine klösterliche Stille oder vornehme Anonymität, vielmehr charakterisiert das Haus rege Betriebsamkeit. Genau das scheint Papst Franziskus in dieser Phase seines neuen Amtes zu suchen. Letztendlich zeigt es auch hier den Wunsch nach Kontinuität. Er möchte den früheren einfachen, bescheidenen, aber durchaus geselligen Lebensstil als Erzbischof von Buenos Aires auch als Papst fortführen. Damals schon lehnte er die Residenz im Bischofspalast ab und wählte eine kleine gewöhnliche Wohnung „in nächster Nähe zum Volk“. Jeden Morgen um 7 Uhr hält er zusammen mit den anderen Gästen in der Hauskirche Santa Marta die Morgenandacht.
Das für den neuen Pontifex soeben frisch hergerichtete elegante Papstappartement im dritten Stock des Apostolischen Palastes soll hingegen für repräsentative Zwecke und Begegnungen genutzt werden. Die Privatbibliothek im zweite Stock bliebe traditionsgemäß den Staatsempfängen vorbehalten. Auch erscheint er weiterhin wie seine Vorgänger zum Angelus-Gebet am Fenster des Arbeitszimmers der alten Papstwohnung. Ob die Entscheidung, den offiziellen Wohnsitz in Santa Marta beizubehalten, nur vorläufig ist, lässt Lombardi offen.
Im Hinblick auf die sich abzeichnende neue Linie von Papst Franziskus, seine spezifische Auffassung vom Petrusnachfolger nicht als Papst, sondern als Bischof von Rom, den anderen Bischöfen also vergleichbar, ist jedoch gut vorstellbar, dass er mit der aus der Renaissance überkommenen Tradition der herrschaftlichen Papstresidenz endgültig bricht. Natürlich hat die heutige „Residenz“ im 3. Stock nichts mehr gemein mit dem einst fürstengleichen Papsthof des 18. Jahrhunderts. Es handelt sich auch hier nur um eine Wohnung und nicht um einen Palast, wenn auch sehr vornehm mit Marmorboden und Seidentapeten.
Sollte es bei Santa Marta bleiben, dann stellt sich natürlich die Frage, wie sich der zukünftige Arbeitsalltag mit den noch im Apostolischen Palast wohnenden Sekretären gestaltet. Ratzinger als auch sein Vorgänger pflegten mit den Sekretären zusammen die Mahlzeiten einzunehmen, sie „schützten“ den Papst vor Zudringlichkeiten und kommunizierten für ihn mit der Außenwelt, sprich: sie waren seine engsten Berater und Vertrauten des Pontifex. Eine dauerhafte räumliche Trennung hätte eine neue definition ihrer Funktion zur Folge. Momentan jedenfalls pendelt Bergoglio tagtäglich zu Fuß wie ein beliebiger Priester zwischen S. Marta und dem Apostolischen Palast, seinem Arbeitsplatz, hin und her.