Internationaler Kongress zur regenerativen Medizin mithilfe von adulten humanen Stammzellen
(Zenit.org) Heute beginnt im Vatikan der dreitägige internationale Kongress zur regenerativen Medizin mithilfe von adulten humanen Stammzellen (11. bis 13. April). Ein erster Kongress zu dem Thema fand bereits 2011 auf Wunsch von Benedikt XVI. statt. Der Vatikan ist seit mehreren Jahren Promotor der adulten Stammzellforschung als ethische Alternative zu der embryonalen, die die Kirche ablehnt – weil zur deren Gewinnung ein frühes menschliches Embryo, also ein potentielles Menschenleben zerstört werden muss.
Die Forscherwelt hat sich in dieser moralischen Frage in zwei Lager gespalten. Die Befürworter der embryonalen Stammzellforschung argumentieren, dass das Therapiepotential ungleich höher sei als mit den adulten Zellen. Anliegen der Kirche und der Vertreter des Lebensschutzes ist nun, der Wissenschaft und Gesellschaft neue ethisch vertretbare Wege zur Kurierung von bisher unheilbaren Krankheiten aufzuzeigen. Das therapeutische Potential adulter Stammzellenkolonien für die Regeneration von geschädigtem Nervengewebe zum Beispiel bei Alzheimer oder auch für das Nachwachsen von Organen sei noch nicht völlig erkannt und ausgeschöpft.
Auf dem Gebiet ist seit 2007 der amerikanische biopharmazeutische Konzern „NeoStem“ führend, der bisher 4300 erfolgreiche Behandlungen mit adulten Stammzellen vorweisen kann und einige Patente angemeldet hat. Die von dem Direktor, Dr. Robin Smith, gegründeten Stiftung „Stem for Life“ hat sich zur Aufgabe gemacht, die neuen klinisch erprobten Therapien zu verbreiten, zur weiteren Forschung anzuregen und „zu einer Kursänderung in der Forschung beizutragen“. Mit diesen beiden Forschungsinstituten hat der Päpstliche Rat für Kultur unter der Führung von Kardinal Gianfranco Ravasi 2008 eine fruchtbare Zusammenarbeit ins Leben gerufen. Die neuesten Forschungsergebnisse werden von renommierten Wissenschaftlern auf der jetzigen Konferenz vorgestellt.
„Wir möchten die in der Öffentlichkeit kursierende falsche Meinung über adulte Stammzellen korrigieren. Die Menschen sollen erfahren, wie weit wir wirklich in der Forschung sind“, so Robin Smith. Tatsächlich sind wesentliche Fortschritte in der Behandlung von Leukämie vorzuweisen. Da es sich aber insgesamt um ein relativ junges Forschungsgebiet handelt, fehlen noch Langzeitstudien über die Nebenwirkungen und möglichen Risiken von Stammzelltherapien. So ist die Frage noch nicht ganz geklärt, in wieweit eingesetzte Stammzellen später Krebs hervorrufen können. Die Verzweifelung vieler todkranken Patienten hat gleichzeitig dazu geführt, sich für Experimente mit ungewissem Ausgang herzugeben, weil Heilung in Aussicht gestellt wird. Solche werden oft in Privatkliniken in Ländern angeboten, die weniger strenge Auflagen an experimentellen Therapien an Menschen haben wie beispielsweise die Niederlanden, die Türkei, Ukraine oder China. Auch darüber soll das Symposium informieren.
Prominentester Gast der Konferenz ist der britische Biologe John Bertrand Gurdon, der 2012 einen Nobelpreis für seine Arbeiten über die Umwandlung von adulten Zellen in Stammzellen erhalten hat. Daneben berichten auch einzelne Patienten als direkte Zeugen von ihren Schicksalen und dem Erfolg ihrer Therapie.
„Man muss auf den Schrei der Leidenden reagieren”, sagte Kardinal Ravasi auf der Präsentation der Konferenz im vatikanischen Pressesaal am letzten Dienstag. „Der Glaube fürchtet die Wissenschaft nicht. Die katholische Kirche möchte, was die Stammzellforschung betrifft, nicht nur negativ intervenieren und ethische Schranken setzen. Sie will auch positiv wirken, indem sie neben der spirituellen Vision auch eine konkrete physische Hilfe anbietet.