Zwischen Patriotismus und Rom-Treue

Interview mit dem Theologen Dominik Schindler über Erzbischof Michael von Faulhaber und seine umstrittene Haltung zum Ersten Weltkrieg

Der 100. Jahrestag der „Urkatastrophe“ des vergangenen Jahrhunderts bringt den Ersten Weltkrieg und seine Auswirkungen ins Bewusstsein zurück. Damit rückt auch die Rolle der katholischen Kirche im Deutschen Kaiserreich wieder verstärkt in den Fokus der Forschung und öffentlichen Diskussion. Bekanntlich begriff die deutsche Kirchenführung den Ersten Weltkrieg als Chance, ihre Vaterlandsliebe und ihr Deutschtum unter Beweis zu stellen. Einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Episkopats der ersten Jahrhunderthälfte ist zweifellos der wortgewaltige Michael von Faulhaber, der 1911 in Speyer zum jüngsten Bischof des Landes konsekriert wird. Als Erzbischof von München und Freising (1917-1952) wird er später den jungen Joseph Ratzinger zum Priester weihen.

Wegen seiner national-konservativen Gesinnung und Befürwortung des Krieges bereits 1914 zum stellvertretenden Feldprobst (Militärbischof) der bayerischen Armee ernannt, erlebt Faulhaber bei seinen Reisen an die Westfront in den zwei Folgejahren die Kriegsgräuel aus nächster Nähe. Danach erfolgt eine langsame Distanznahme und gegen Kriegsende werden seine Friedensforderungen immer lauter.

Der Theologe und Doktorand Dominik Schindler von der Ludwig-Maximilians-Universität in München forscht über Faulhaber als Bischof von Speyer, in dessen Amtszeit die Auseinandersetzungen um die Unabhängigkeit der Kirche sowie der Kriegsausbruch fallen.

 

ZENIT: Mit dem Bischofsamt in Speyer von 1911 bis 1917 beginnt die ungewöhnliche Kirchenkarriere von Michael von Faulhaber, Sohn eines Bäckermeisters. Was wissen wir über seine pastoralen Anfänge als Bischof? Inwieweit hat diese Erfahrung sein späteres Wirken als Erzbischof von München und Freising geprägt?

Die ungewöhnliche Karriere beginnt nicht erst mit der Ernennung zum Bischof von Speyer. Es ist bereits ungewöhnlich, dass der „Bäckerssohn“ im Jahr 1903 zum Professor für Altes Testament an der neu errichteten katholisch-theologischen Fakultät der Universität Straßburg berufen wird. Die pastoralen Anfänge lassen sich ebenfalls schon vor der Speyerer Zeit verorten, denn nicht erst mit diesem Datum begann das am Puls der Zeit orientierte pastorale Wirken des späteren Bischofs. Auch wenn Faulhaber nur kurz als Kaplan in seiner Heimatdiözese Würzburg wirkte, zeichnet sich die Phase vor Straßburg auch dadurch aus, dass er beispielsweise eine Seelsorgevertretung in Berlin wahrnahm.

In der Straßburger Zeit war für Faulhaber ein engagiertes Wirken in der Kategorialseelsorge charakteristisch. In besonderer Weise wandte er sich den Studentenverbindungen und Frauenorganisationen zu. Die pastorale Praxis, in der Faulhaber neben seinem universitären Wirken stand, führte dazu, dass sich das Speyerer Wirken im Hinblick auf die pastorale Ausrichtung fast nahtlos anschließt.

Schwerpunkte setzte Faulhaber als Bischof beispielsweise in der Förderung von Volksmissionen und der Unterstützung der Exerzitienbewegung. Ferner war ihm die fruchtbare Umsetzung der Kommuniondekrete Pius‘ X. ein großes Anliegen. Der Einsatz für die konfessionelle Schule, die in ihrer Verfasstheit immer stärker hinterfragt wurde, zeichnete sowohl den Speyerer als auch den Münchener Faulhaber aus.

ZENIT: Wie war bei Kriegsausbruch das Verhältnis zwischen Katholischer Kirche und Staat? Mit welchen Auseinandersetzungen war Faulhaber als Bischof konfrontiert?

Hier gilt es zu differenzieren zwischen der Position der katholischen Kirche im Deutschen Reich und im Königreich Bayern. Im Deutschen Reich war die katholische Kirche im Vergleich zur protestantischen in einer nachgeordneten Stellung. Häufig wird von einer „Ghetto“-Situation gesprochen. Im Königreich Bayern, zu dem auch das Bistum Speyer gehörte, war die katholische Kirche eine feste Größe im gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Nach dem Ende des Kulturkampfes und unter Prinzregent Luitpold beziehungsweise König Ludwig III. entspannte sich das Staat-Kirche-Verhältnis zunehmend.

ZENIT: Wann beginnt sein politisches Engagement?

Diese Frage kann nicht eindeutig geklärt werden, denn es gibt keinen Zeitpunkt „X“, der auszumachen wäre. Zum Professor in Straßburg wurde Faulhaber unter anderem ja berufen, da er als politisch „unbedenklich“ eingestuft wurde. Einen Einschnitt bildet zweifelsohne der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch zumindest für den „Speyerer Faulhaber“, dass das scheinbare politische Engagement von einem pastoralen Impetus getragen war. Wenn in einer Predigtreihe für die Feldgeistlichen, die von Bischof Faulhaber mit herausgegeben wurde und für die er selbst einige Predigten verfasste, auch Durchhalteparolen zu finden sind, könnte dies im Sinne eines politischen Engagements aufgefasst werden. Allerdings scheint eine Reduktion auf diesen Aspekt zu kurz zu greifen.

Anders verhält es sich mit der Unterstützung der Kirche von staatlichen Angelegenheiten im Lauf des Ersten Weltkrieges. Sowohl die Bischöflichen Ordinariate als auch die protestantischen Konsistorien wurden darum gebeten, zum Wohl der Bevölkerung mitzuwirken – beispielsweise bei der Beschaffung und gerechten Verteilung von Nahrungsmitteln und der Verbringung von Stadtkindern auf dem Land, dies kann durchaus als politisches Engagement bezeichnet werden, das allerdings nicht nur mit der Person Faulhabers in Verbindung gebracht werden kann.

Faulhaber war in erster Linie Theologe und Bischof, auch wenn aus seinem Amtsverständnis heraus Handlungen und Verlautbarungen von politischer Bedeutung entsprangen.

ZENIT: War die Erhebung in den Adelsstand 1913 ein Resultat seiner monarchischen Gesinnung oder hat sie ihn vielmehr zur „verhängnisvollen“ Treue gegenüber der Staatsobrigkeit verpflichtet? Er hat schließlich den Aufruf von Kaiser Wilhelm II. zur Mobilmachung begrüßt und wurde sogar Feldpropst.

Aus der Erhebung in den Adelsstand kann nichts abgeleitet werden. In der Regel wurden alle Bischöfe der bayerischen Diözesen früher oder später in den persönlichen Adelsstand erhoben. Dies als Resultat der monarchischen Gesinnung deuten zu wollen, würde in eine falsche Richtung führen. Allerdings könnte vielleicht umgekehrt die These vertreten werden, dass Faulhabers bereits bestehende monarchische Gesinnung durch die Aufnahme in den Adelsstand gefestigt wurde.

Was Wilhelm II. angeht, gilt es klar zu differenzieren: Faulhaber war Bischof eines bayerischen Bistums. Das heißt: in erster Linie war er dem Bayerischen König zugeordnet. Die Ernennung zum Feldpropst hat mit der Person Wilhelms II. nichts zu tun. Die Regelung für den Kriegsfall sah vor, dass automatisch der Erzbischof von München und Freising, zu dieser Zeit Kardinal Franziskus von Bettinger, zum Feldpropst der Bayerischen Armee ernannt würde. Bettinger jedoch war der Aufgabe gesundheitlich nicht mehr gewachsen, sodass Faulhaber – wie die Quellen eindeutig belegen – sich selbst anbot, die Aufgabe wahrzunehmen. Allerdings nahm man davon Abstand, sich in den ersten Kriegstagen mit einer Änderung des geltenden Rechtes zu befassen. Hieraus erklärt sich, dass Faulhaber als Bischof von Speyer „stellvertretender Feldpropst“ wurde. Mit der Ernennung zum Erzbischof von München und Freising wurde er automatisch ordentlicher Feldpropst der Bayerischen Armee.

ZENIT: Wie war seine politische Haltung zum Ersten Weltkrieg?

Faulhaber vertrat zumindest zu Beginn des Krieges die zur damaligen Zeit übliche Auffassung, dass es sich um einen „gerechten Krieg“ handele. Das heißt, dass der Kampfeinsatz der deutschen Truppen nicht moralisch verwerflich sei, da es sich um eine gerechtfertigte Verteidigung des angegriffenen „Vaterlandes“ handele. Der Erste Weltkrieg kann in seinem Ausmaß nicht mit Kriegen verglichen werden, die zuvor stattfanden, vor allem da durch die technischen Möglichkeiten ein neues Maß an Grausamkeit erreicht wurde. Im Lauf des Krieges differenzierte Faulhaber in Anbetracht dieser ungeahnten Schrecken seine Haltung. Bereits in der Speyerer Zeit lassen sich erste Ansätze ausmachen, die eine Mahnung zum Frieden enthalten. Gegen Ende des Krieges setzte er sich zur Erlangung eines „ehrenvollen“ Friedens ein.

ZENIT: Was wissen wir über seine Erfahrung als Feldpropst?

Faulhaber zeichnet sich als Feldpropst dadurch aus, dass er nicht in „aristokratischer Manier“ aus der Ferne die Situation an den Fronten zu beurteilen versucht, sondern sich selbst vor Ort ein Bild macht. Dreimal war er an der Westfront und zweimal an der Ostfront – er besuchte Verwundete in den Lazaretten und ging selbst in die Schützengräben. Er zelebrierte das Requiem für gefallene Soldaten, hielt Predigten, besuchte die Lazarette, was auch ihm nahe ging. Von Speyer aus versuchte er durch die Einrichtung einer Versandstelle für Liebesgaben (Rosenkränze, Zigaretten, Medaillen, Literatur, Briefpapier) etwas dazu beizutragen, den Soldaten zu signalisieren, dass sie in der Heimat nicht vergessen sind und auch die Kirche Anteil an ihrem Schicksal nimmt.

ZENIT: „Der Krieg steht in dem schlimmen Ruf, er sei eine Hochzeit des Hasses. Er ist auch eine Hochzeit der Liebe, jener reinen Liebe, die stärker ist als der Tod,“ heißt es in einer Predigt in Speyer am 9. August 1914. Wie rechtfertigt Faulhaber theologisch seine Idee vom bellum iustum?

Das Zitat muss unbedingt in seinem Kontext gesehen werden, da sich ein anderer Verstehenshorizont eröffnet. Es stammt aus der Predigt anlässlich des Ausmarschs der Truppen im Speyerer Dom. Faulhaber spricht nicht von einer „Hochzeit“, sondern einer „Hoch-Zeit“ (die Predigt wurde veröffentlicht). Ganz korrekt müsste das Zitat lauten: „Der Krieg hat den bösen Ruf, er sei eine Hoch-Zeit des Hasses.“ Das angeführte Zitat verweist in seiner zweiten Hälfte mit Nachdruck auf die caritativen Möglichkeiten und Verpflichtungen, die sich durch das Kriegsleid eröffnen. Viel bemerkenswerter ist, dass der Speyerer Bischof bereits die Grausamkeiten des Krieges zu erahnen scheint, wenn er feststellt, dass es „für Hunderttausende […] Abend werden“ will.

Was den gerechten Krieg angeht, spricht Faulhaber von der „heiligen, gerechten Sache“ die aus der Sorge um das Vaterland entspringe. Nicht der Hass „gegen andere Völker und Fürsten“ sei der Impuls für das Kämpfen, sondern die „Liebe zu Kaiser und König, zu Vaterland und Heimat“. Der Speyerer Bischof steht ganz in der Theologie der Zeit, nach der Krieg zu führen eine real existierende Möglichkeit zur Beilegung von Konflikten war. Wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben waren, sprach man vom „gerechten Krieg“ im Sinn eines Augustinus beziehungsweise Thomas von Aquin. Faulhaber expliziert dies sogar: der Eintritt in den Krieg sei vom „Glauben an unser gutes Recht“ getragen.

ZENIT: Benedikt XV., der 1914 just zu Kriegsbeginn Pontifex wird, spricht sich aber deutlich gegen den Krieg aus. In seiner Exhortatio von 1915 bezeichnet er ihn als „grauenhaft nutzlose Schlächterei“. Warum verhallten die päpstlichen Friedensappelle in der Katholischen Kirche in Deutschland? Gibt es Kommentare von Faulhaber zur Position des Papstes?

Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand gibt es keine direkte öffentliche Reaktion Faulhabers auf die Äußerungen Benedikts XV. beispielsweise in den Verordnungsblättern. Allerdings könnte die Möglichkeit bestehen, dass im Zuge der Edition der Tagebücher neue Erkenntnisse zu dieser Frage ans Licht kommen. Die katholische Kirche in Deutschland war meines Erachtens einfach nicht in der Lage, sich offen gegen den Krieg auszusprechen. Der Wechsel von der Rechtfertigung zu Beginn des Krieges hin zu einer Verurteilung im Juli 1915, als die Exhortatio erschien, hätte sicherlich einen Verlust an Glaubwürdigkeit mit sich gebracht. Außerdem hätte sich die katholische Kirche, die den Krieg als Chance zum Erweis der nationalen Treue sah – man denke an die Minoritätssituation im Deutschen Reich – diese Chance „verspielt“, ja sich womöglich sogar mit dem Vorwurf eines „Dolchstoßes“ aus den inneren Reihen auseinandersetzen müssen.

Allerdings geht Faulhaber in der Zwischenkriegszeit in zahlreichen Ansprachen auf die Friedensinitiativen Papst Benedikts XV. ein, die ja bereits kurz nach dessen Wahl mit der programmatischen Weihnachtsansprache von 1914 begannen.

ZENIT: Wann ändert Faulhaber seine Haltung zum Krieg?

Solche Fragen können nicht dadurch beantwortet werden, dass man ein konkretes Datum angibt. Vielmehr ist Faulhaber wie jeder Mensch in seine Zeit hineingestellt, die kulturellen und politischen Ereignisse der Zeit wirken auf die Person ein und bilden einen Kontext, in den die Entwicklung der Person eingebettet werden muss. Dazu gehört auch die Haltung zum Krieg. Bereits ab dem Jahr 1915 lassen sich vereinzelt Andeutungen aufzeigen, die sich von dem Sprachgebrach des „gerechtes Krieges“ zu distanzieren scheinen. Vermehrt treten solche Äußerungen allerdings erst 1917 auf. Übrigens: Faulhaber hat in den breit publizierten Gebeten, die er aus Anlass des Kriegs verfasste – im Gegensatz zu anderen deutschen Bischöfen – nie darum gebeten, dass Gott die Deutschen Heere zum Sieg führen wolle, sondern das Vertrauen auf die göttliche Vorsehung betont. Gott sei der „Schirmherr der gerechten Sache“. Auch wenn dies naheliegt, wird aber nicht expliziert, dass dies die „Deutsche Sache“ sei. Vielmehr bittet er in diesem Gebet darum, dass „Gottesfurcht und Gottvertrauen“ in Anbetracht der „Massengräber“ erstarken mögen und darum, dass „bald wieder die Segnungen eines ehrenvollen Friedens“ einkehren.

ZENIT: Inwieweit haben die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges Faulhabers Einstellung zum Kriegsausbruch 1939 geprägt?

Die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, der in seiner Brutalität ein vorher nie gekanntes Ausmaß erreicht hat, haben Faulhabers Haltung zu Krieg und Frieden schon in der Zwischenkriegszeit geprägt. Hier sind einige Ansprachen erwähnenswert, wie beispielsweise zum Abschluss des Katholikentages am 30. August 1922 in München unter mit dem Thema „Weltkirche und Weltfrieden“, in der der Erzbischof von München und Freising Gott darum bittet, dass er die Waffenrüstungen zerbrechen und seinen Frieden über die Völker leuchten lassen möge. Ferner sind die Silvesterpredigt des Jahres 1928 im Münchener Liebfrauendom unter dem Titel „Vom Frieden auf Erden“ und die Ansprache anlässlich eines Gottesdienst um Völkerfrieden am 7. Februar 1932 in der Basilika St. Bonifaz in München unter der Überschrift „Auf dem Weg zu einer neuen Kriegsmoral“ bezeichnend. In der für ihn charakteristischen, pointierten Weise stellt er fest: „Auf dass eine solche Katastrophe wie der letzte Weltkrieg den Völkern erspart bleibe, und die Abrüstung des Krieges einen guten Schritt vorwärts tue. […] Die alten Kriegslieder können ruhig zum alten Eisen im Kriegsmuseum gelegt werden. Das Heldentum der Waffen ist nicht die einzige Form heldischen Daseins.“ Allerdings hält Faulhaber, wie es aus der Ansprache herausgelesen werden kann, daran fest, dass prinzipiell Situationen vorstellbar sind, in denen dennoch an Krieg als letzte Möglichkeit zur Lösung von Konflikten zwischen Völkern gedacht werden könnte.

Der Kriegsausbruch 1939 steht unter ganz anderen Vorzeichen als 1914. Es handelt sich um eine andere Art von Krieg, die politische Situation im „Deutschen Reich“ ist eine komplett andere, auch die Stellung der Kirche in der Gesellschaft hat sich radikal geändert. Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg äußert sich Faulhaber nicht in großer Breitenwirkung zur Frage nach der Rechtfertigung des Krieges. Die Stellungnahmen, die er in den Zwischenkriegsjahren abgegeben hat, sprechen für sich und zeigen seinen Wandel in der Einschätzung „des Krieges“ an.

ZENIT: Liefern die Tagebuchaufzeichnungen, die nun erstmals transkribiert und zum Jahresende publiziert werden sollen, neue Aufschlüsse über Faulhaber als Priester und Kirchenmann?

Selbstverständlich. Es ist geradezu ein Glücksfall für die Historiker, dass die Tagebücher aus des Besitz von Faulhabers letztem Sekretär in den Bestand des Erzbischöflichen Archivs des Erzbistums München und Freising gelangt sind und dass sich eine renommierte Gruppe von Forschern, u. a. Hubert Wolf, des Projektes annimmt. Allein schon die 52.000 Gesprächsnotizen lassen auf differenzierte Kenntnisse und Hintergrundinformationen hoffen. Spannend wird auch ein Vergleich der Tagebücher mit der Autobiographie Faulhabers sein, die er ja explizit zur Veröffentlichung vorgesehen hat und während des Zweiten Weltkrieges verfasste.

Tagebüchern vertraut man Dinge an, die in der Regel nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind und so ist neben der wissenschaftlichen Kompetenz von objektiver Akribie auch in einem gewissen Maß Einfühlungsvermögen und der Wille zum Verstehen erforderlich – ohne in einen Subjektivismus zu verfallen. Dies ist ein anspruchsvoller Spagat, denn aus den Tagebüchern darf nicht nur das herausgelesen werden, was die „brisanten“ Seiten der Person Faulhabers betrifft. Faulhabers Persönlichkeit und Intention des priesterlich-bischöflichen Wirkens müssen als Ganze erschlossen und verstanden werden.

Wir bedanken uns für das Interview.