Das Lichterfest Chanukka wird dieses Jahr vom 10.-18. Dezember gefeiert. Es ist das fröhlichste unter den jüdischen Festen. Kinder erhalten Geschenke und Süßigkeiten – ähnlich dem christlichen Weihnachtsfest
Christmette um 19.30 statt um Mitternacht, am 25. Dezember kein päpstlicher Segen auf dem Petersplatz und die Heiligen Drei Könige mit Mundschutz. Die Corona-Pandemie zwingt die religiösen Traditionen zu manchen Kompromissen. Das betrifft nicht nur das christliche Weihnachtsfest.
Ungefähr 13.000 Juden leben in Rom. Aber heute sind die Straßen des Ghettos wie ausgestorben. Es ist der Vorabend von Chanukka, das jüdische Lichterfest. Traditionell eröffnet Oberrabbiner Di Segni bei Einbruch der Dunkelheit das Fest, indem er das erste Licht des riesigen neunarmigen Leuchters, Chanukkia genannt, vor der großen Synagoge anzündet und den Segen spricht. Gewöhnlich strömen dann Kinder mit ihren Familien auf der engen Piazza und versammeln sich um den Leuchter, es wird getanzt und gelacht. Dieses Jahr muss man sich mit einem Zeremoniell auf Zoom begnügen. Aber es ist ohnehin eine in erster Linie eine Familienfeier, die im häuslichen Ambiente stattfindet.
In der Tat herrscht in den jüdischen Haushalten schon seit dem Morgen Hochbetrieb. Es wird gekocht, gebacken, die letzten Geschenke für Kinder und Verwandte verpackt. Denn heute Abend ist Bescherung! Das Lichterfest gilt als das heiterste unter den jüdischen Festen. An acht Abenden versammelt sich die Großfamilie – wegen Corona auf maximal zehn Personen begrenzt – zum Anzünden der Chanukkia auf dem Fensterbrett. Wichtig ist, dass der Leuchter von der Straße aus zu sehen ist, denn er soll das „Ölwunder“ verkünden.
Mit dem Schamasch, der Dienerkerze, wird das erste Licht angezündet und dabei die Geschichte der Makkabäer vorgelesen. Jeden Abend, acht Tage lang, kommt ein neues hinzu bis alle Lichter der Chanukkia brennen. Aber für die Kinder ist die Vigil, die Entzündung der ersten Kerze der wichtigste Tag.
Fest der jüdischen Identität
Chanukka bedeutet Einweihung. Es gedenkt der Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels im Jahr 165 v. Chr., nachdem er unter dem Seleukidenkönig Antiochos IV. in einen Zeus-Kult umgewandelt worden war. Die Makkabäer-Brüder, Anführer des Aufstands, befreiten Judäa von der griechischen Herrschaft, bargen die heiligen Tempelgeräte, die goldene Menorah, den Brottisch und die Bundeslade – und erneuerten den Altar. In den Tumulten konnte nur ein einziger Krug mit purem Olivenöl für die Menorah im Tempel gerettet werden. Eigentlich hätte diese Menge Öl nur für einen Tag als Brennstoff genügt. Aber wie durch ein Wunder brannte der Tempelleuchter acht Tage lang. Das Licht ist Symbol der jüdischen Identität, die auch schwierigen Momenten standhält
Zentrales Motiv des alljährlichen Festes ist daher das Anzünden des Chanukka-Leuchters. Und Öl ist auch der Protagonist beim anschließenden Festmahl.
Ausgelassene Feier am Tisch
Gegessen wird alles, was sich in Öl frittieren oder braten lässt: Stockfisch (baccalà) und rohes, kleingeschnittenes Gemüse wie Zucchini, Blumenkohl und Artischocken, die zuvor in einem feinen Brandteig gewälzt werden. Latkes, in schwimmenden Fett ausgebackene Kartoffelpuffer, sind international bekannte jüdische Gerichte des Festtages. Besonders beliebt bei Kindern sind die frittierten Krapfen, Sufganiot genannt.
Es werden Lieder gesungen und persönliche Wünsche erbetet. Diese Gebete haben eine besondere Wirksamkeit, weil sie mit der Mizwa des Kerzenzündens in Zusammenhang stehen. Die Kleinen vergnügen sich derweil mit dem Dreidel, einem vierkantigen Kreisel, den sie auf Tischen um die Wette drehen lassen. Er trägt vier hebräischen Buchstaben (Nun, Gimel, He, Schin), die die Initialen für den Satz „Ein großes Wunder geschah dort” bilden (hebr. Nes Gadol Haja Scham).
Parallelen zum römischen Sonnenkult und zu Weihnachten
Es ist das Fest des Lichts, das die Wintersonnenwende ankündigt. Danach werden die Tage wieder länger. Chanukka wird am 25. Tag des Kislew, das heißt am Ende des neunten Monats des jüdischen Mondkalenders gefeiert. Das Datum schwankt um die Weihnachtszeit des gregorianischen Kalenders. Der alte Volksreim “Chanukka, Chanukka – bald ist der Advent schon da!” weist auf die zeitliche Parallele zum christlichen Weihnachtsfest. Bei Festlegung des christlichen Hochfestes im Konzil von Nikäa 325 wurde nicht zufällig der Geburtstag des Sol Invictus, des unbesiegbaren Sonnengottes, gewählt. Dieser war vor dem Triumph des Christentums offizieller Kult des römischen Imperiums.
Das Licht wird hier zum Vehikel für das spirituellste aller Phänomene. Die drei Religionsfeste drücken den gemeinsamen Wunsch nach Wärme und Lebensenergie aus, sie feiern die Überwindung der Finsternis, den Sieg des Guten über das Böse, den Beginn neuen Lebens.