Fra-Angelico-Ausstellung in Rom noch bis zum 5. Juli geöffnet
ROM, 1. Juni 2009 (ZENIT.org).- „Um die Dinge Christi zu malen, muss man mit Christus leben“: Dieses Zitat stammt von Fra Angelico, eigentlich Giovanni da Fiesole, einem der bedeutendsten Maler des italienischen Quattrocento und reinsten Vertreter des christlichen Humanismus im Übergang vom Mittelalter zur Frührenaissance. Man nannte ihn Angelicus pictor, den Engelgleichen, Propagandist des Paradieses per imagines et per verba. Für ihn war die Kunst ein Instrument religiöser Meditation; er soll niemals einen Pinsel in die Hand genommen haben ohne zu beten. Aber seine Bilder verstehen sich nicht als bloße Kontemplation Gottes, vielmehr als Demonstration der Existenz Gottes.
Jener Ausspruch mag der Schlüssel zum Verständnis seiner von tiefem Glauben und heiterer Lebensfreude durchdrungenen Darstellungen biblischer Szenen und Heiligenviten sein. Giovanni da Fiesole war gleichzeitig Ordensbruder und Maler – keine Seltenheit in der damaligen Zeit. Leben und Werk jedoch scheinen bei ihm wie bei keinem anderen Künstler so eng miteinander verquickt. Papst Johannes Paul II. sprach ihn 1982 selig und ernannte ihn zum Schutzpatron der christlichen Künstler.
Sein Werk und seine kunstgeschichtliche Bedeutung werden nach vielen Jahren erstmals wieder mit einer umfassenden Ausstellung gewürdigt. Rund 50 Meisterwerke des toskanischen Frate sind derzeit in den Kapitolinischen Museen in Rom zu bewundern. Rom ist die Stadt, in der Angelico 1455 starb und die sein Grab beherbergt. Man hat Tafelbilder, Flügelaltäre, Tabernakel, Gemälde, Zeichnungen und Miniaturen aus Museen aus aller Welt zusammengetragen, darunter einige Werke aus Privatbesitz, die noch nie der Öffentlichkeit zugänglich waren.
Die Ausstellung dokumentiert seine einzelnen Schaffensperioden, von den jugendlichen Anfängen der spätgotischen eleganten Miniaturmalerei bis zur späten monumentalen, klassizistisch anmutenden Phase. Als Buchmaler hat er außer Präzision eine detailfreudige Formensprache und den Hang zur reichen Vergoldung entwickelt, die auch auf seine Fresko- und Tafelmalerei wirken soll. Hier begegnen wir erstmals seinen so typischen Engeln, die sich in anmutsvoller Geste neigen, mit den von leicht flatternden Gewänder umschmiegten zarten wie schwerelos wirkenden Gestalten. Später verbindet der Künstler die gotische Tradition der Vergoldung mit dem neuen Naturalismus der Frührennaissance unter Einsatz von hellen, leuchtenden Farben. Den Einfluss Masaccios und der neu aufkommenden Zentralperspektive zeigt die berühmte Kreuzabnahme aus S.Trinita in Florenz. Glanzstücke der Ausstellung sind das großformatige Triptychon mit der wunderbaren Verkündigungszene aus Cortona (1433), die Altarpredella aus Bosco ai Frati und die aus Zagreb mit der Darstellung der Stigmen des heiligen Franziskus und dem Martyrium Petri.
Wir besitzen zu Fra Angelicos Leben nur wenige historische Daten. Er wurde als Guido di Pietro in der Zeit um 1395 in Vicchio bei Fiesole geboren. Mit etwa zwanzig Jahren trat er in das Domenikanerkloster in Fiesole ein und nahm den Ordensnamen Giovanni an. Damals muss er bereits als ausgezeichneter Buchmaler in Florenz bekannt gewesen sein. Bevor die kunstsinnigen Medici und die Päpste auf ihn aufmerksam wurden, malte er vor allem Altarbilder für Kirchen. Seine wohl berühmtesten Arbeiten sind die 40 Fresken mit der Passion Christi im Konvent San Marco in Florenz (um1440), und die Ausmalung der Kapelle von Papst Nikolaus V. im Vatikan (1445-50) mit der Lebensgeschichte der Heiligen Stephanus und Laurentius. Obwohl ihn seine Arbeit oft zu Reisen zwangen und ihn in Florenz und Rom mit dem luxeriösen weltlichen Hofleben in Berührung brachte, beherrschte stets die strenge Ordensregel der reformierten Dominikaner mit ihrem radikalen Armutsgelübde, den Speisegeboten, den Stunden des Gebets sowie dem eingehende Bibelstudium seinen Alltag. Die Arbeit der Malerei war dem Ordensleben untergeordnet. Dennoch hat Fra Angelico eine Fülle von Kunstwerken geschaffen, die zu den Schätzen Italiens gehören.
Jüngste reflektographische Untersuchungen der einzelnen Entstehungsphasen seiner Bilder bestätigen die Behauptung seines Biographen Vasari: „Nichts, was Fra Angelico malte, verbesserte oder übermalte er. Er ließ alles so, wie er es beim ersten Versuch gemacht hatte, weil er glaubte, dies sei der Wille Gottes.“
Die Ausstellung läuft noch bis zum 5. Juli im Palazzo Caffarelli der Kapitolinischen Museen, geöffnet Dienstag bis Sonntag 9.00 – 20.00 Uhr; Nähere Informationen: Tel. +3906060 bzw. http://en.museicapitolini.org/mostre_ed_eventi/mostre/beato_angelico