Ein Student fordert die Fünfsterne-Bürgermeisterin Virginia Raggi in den Kommunalwahlen 2021 heraus. Eine Provokation? Keineswegs. Federico Lobuono ist davon überzeugt, dass in der Stadtpolitik mehr junge Leute mitreden sollten
Das Glück ist mit den Mutigen. Mutig ist der zwanzigjährige Federico Lobuono, der sich um das Amt des Bürgermeisters von Rom bewirbt. Seine Bürgerliste La giovane Roma (Das junge Rom) besteht ausschließlich aus Gymnasiasten und Universitätsstudenten under 25. Es sei an der Zeit, dass die junge Generation angehört würde. „Wir sind die Zukunft. Wir wollen die Gegenwart der Hauptstadt mitbestimmen.“
Was wie eine freche Provokation klingt, legt eher eine peinliche Tatsache offen. Bisher haben die großen Parteien nämlich noch kein Kandidat für die im Juni 2021 anstehenden Kommunalwahlen präsentiert. Der Platz im Ring mit Virginia Raggi, die zur Überraschung Aller zur Wiederwahl antritt, ist noch leer. Die Erfolgschancen der Fünfsterne-Frau (M5s) liegt bei Null, wenn man den Widerhall in der Presse verfolgt. Zu groß sei die Enttäuschung der Bürger über die nicht eingehaltenen Wahlversprechen von 2016. Der jungen Rechtsanwältin wird vorgeworfen, das Problem der Müllentsorgung, der verwahrlosten Parks und Schlaglöcher in den Straßen nicht nur nicht gelöst zu haben. Der Zustand der Stadt habe sich seit ihrem Amtsantritt sogar verschlechtert.
Die hoch verschuldete Hauptstadt gilt als schwer regierbar. „Für Rom benötigt man außerordentliche Vollmachten“, verlangen seit langem rechte Parteien wie Fratelli d’Italia. Hier will sich kein erfahrener Politiker verschleißen.
Federico Lobuono weiß das mediale Vakuum zu nutzen, um seinen Anliegen Gehör zu verschaffen. Der Student der Kommunikationswissenschaften hat bereits einen erstaunlichen Werdegang hinter sich. Seit Kindesbeinen interessiert er sich für Politik und diskutiert selbstbewusst in Talkshows. Seinen ersten Startup gründete er mit 16: Pischelli in cammino, (Jungnachwuchs auf dem Weg) ist eine Bewegung, die Kinder und Jugendliche an politische und gesellschaftliche Themen heranführt. Manche seiner Wegbegleiter haben sich nun auf der Bürgerliste eingetragen.
„Es wird allgemein die Interessenlosigkeit meiner Generation an der Politik beklagt. Und wenn man sich dann engagiert, hört man nur: Du bist viel zu jung, um mitzureden. Dabei müssen wir ausbaden, was die ältere Generation entschieden oder verschlafen hat,“ beschwert sich Federico. Sein zweiter Startup ist ein Blog. BreakingTech – il futuro raccontato dei millenials (die Zukunft erzählt von den Millennials) zeigt die Möglichkeiten einer digitalen Zukunft auf, die neue Arbeitsplätze schafft und die die hinter Mailand her hinkende Hauptstadt endlich in eine moderne Hauptstadt verwandeln würde. Klimaschutz und alternative Energien sind Imperative wie soziale Gerechtigkeit und Inklusion. Rom ohne Müll und Schlaglöcher, Smart mobility, Sportmöglichkeiten, Arbeit und Wohnungen für Alle.
Liest sich wie ein Märchenbuch. Aber Ideale sind bekanntlich ein wichtiger Motor für Veränderungen. Und die alte Politikergarde hat bisher tatsächlich wenig Augenmerk auf die Ideen und Bedürfnisse der Jugend gerichtet, obwohl die Dienstleistungsmetropole über 200.000 Universitätsstudenten zählt. Natürlich hat Federico Lobuono keine Chance gewählt zu werden, noch könnte man es ihm wünschen. Aber mit seinem Auftritt zwingt er die anderen zukünftige Kandidaten, ihre Programme an der Next Generation auszurichten. Man wird sicherlich weiter von ihm hören. Das online-Journal The Post Internazionale setzt ihn zumindest unter die 20 wichtigsten Jungtalente Italiens.